Die Grössten Irrtürmer II: Transport und Lagerung
Irrtum Nr. 1: Verstimmungen werden meistens durch Transporte verursacht
Irrtum Nr. 2: Eine Umzugsfirma kann auch Klaviere und Flügel transportieren
Irrtum Nr. 3: Klaviere können in einem trockenen Keller gelagert werden
Irrtum Nr. 1: Verstimmungen werden meistens durch Transporte verursacht
Viele Instrumente kommen nur deshalb hin und wieder in den Genuss einer Stimmung, weil sie alle paar Jahre einen Standortwechsel mitmachen. Dabei ist der Einfluss von Transporten marginal im Vergleich zum Spannungsverlust, der sich im Laufe der Jahre von selbst einstellt.
Generell sind Klaviere empfindlicher als Flügel, weil ein Gegenstand, der an vier Punkten den Kontakt zum Boden hat, per se weniger verwindungssteif ist als einer, der mit drei Beinen nun einmal „nicht wackeln kann“. Bei Klavieren kann es durch Transport oder unebenen Untergrund über Resonanzboden und Stege zu Einwirkungen auf die Besaitung und damit tatsächlich zu Verstimmungen kommen. Ein Flügel dagegen ist mit seiner gebogenen Gehäusewand aus einem Stück schon von daher erheblich stabiler und kann deshalb bedenkenlos nach der Stimmung in der Position verändert oder gar umtransportiert werden – eine Erkenntnis, die im Veranstaltungs- und Konzertbetrieb die Planung der meist knappen Zeit erheblich erleichtern könnte.
Die meisten Klaviere und Flügel sind jedoch vor allem deshalb verstimmt, weil sie seit Jahren nicht gestimmt wurden – oder aufgrund von jahreszeitlichen Klimaschwankungen, deren Einfluss ebenfalls völlig unterschätzt wird.
Irrtum Nr. 2: Eine Umzugsfirma kann auch Klaviere und Flügel transportieren
Möbelträger sind im Gegensatz zu Klavierträgern nicht an das hohe Gewicht von Klavieren und Flügeln und deren Handhabung gewöhnt und haben auch nicht die nötige Spezialausrüstung. Deshalb dürfen solche Transporte nur von ausgewiesenen Klaviertransportfirmen durchgeführt werden.
Auch bei Umzügen gilt: Klaviere müssen separat transportiert werden! Natürlich behauptet jede Umzugsfirma, dass sie auch Klaviere transportiert. Schließlich soll der Auftrag nicht an diesem Punkt scheitern! Die Folge sind unzählige Versicherungsschäden, zu deren Begutachtung jeder Klavierbauer regelmäßig herangezogen wird.
Irrtum Nr. 3: Klaviere können in einem trockenen Keller gelagert werden.
Kellerräume und ebenso Garagen usw. sind generell ungeeignet, weil sie naturgemäß eine erhöhte Luftfeuchtigkeit aufweisen. Rost an Saiten und anderen Metallteilen ist das eine, aber viel schlimmer sind die Spätfolgen. Denn wenn das Instrument wieder in normal beheizte Wohnräume zurückkehrt, sind Schäden wie Resonanzbodenrisse, gelöste Leimverbindungen und lose Wirbel vorprogrammiert. Von einem Kauf solcher Instrumente ist daher auch dringend abzuraten.